Kooperatives Serious Game für 1-4 Personen ab 12 Jahren mit einer Spieldauer von 45 Minuten.
In Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie erlebe ich Geschichte hautnah und stehe vor der Herausforderung, eine stabile Demokratie in Deutschland aufzubauen. An Friedrich Eberts Schreibtisch befinde ich mich inmitten eines Dilemmas: Wie reagiere ich auf die gesellschaftlichen Strömungen der Zeit? Wie beantworte ich die drängenden Anfragen, die mich in Form von Briefen erreichen? Dieses Serious Game liegt nun vor mir, und es verlangt nach meiner vollen Aufmerksamkeit, um die komplexen politischen Entscheidungen der Weimarer Republik zu durchdringen.
„Spiele sind mehr als nur Unterhaltung; sie sind ein wichtiges Mittel zur Geschichtsbildung. Durch die immersive Erfahrung in der Spielwelt können Spielerinnen und Spieler komplexe historische Zusammenhänge besser verstehen und nachvollziehen.“
– Dr. Martin Thiele-Schwez,
Geschäftsführer von Playing History
Meine Kollegin Elisabeth Sandner vom Spielecafé der Generationen formulierte zu dem neu erschienenen Serious Game Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie Folgendes: „Das Spiel hat mich mit seinen Texten und Ereignissen viel mehr gefesselt und begeistert, als ich es von einem so ernsten historischen Spiel jemals erwartet hätte. Es ist nicht nur für Geschichtsinteressierte und Lehrende zu empfehlen, sondern für ALLE interessant!“
Verlag | OSTIA Spiele |
Autor | Jonas André, Martin Thiele-Schwez |
Spielzeit | 30-45 Minuten |
Altersangabe | ab 12 Jahren |
Anzahl Spielende | 1-4 Personen |
Grafik/Illustration | Kristina Fitzner, Anna Luise Rother, Emma Defty, Meta Wachlin |
BGG-Weight | – |
Von digital zu analog
Das analoge Kartenspiel entstand in Zusammenarbeit mit der Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und Playing History. Playing History hat es sich zur Aufgabe gemacht Serious Games zu Entwickeln und damit geschichtliches Wissen über Gameification zu vermitteln. So auch mit Friedrich Ebert geschehen. Das kostenlose Browserspiel wurde für den Einsatz im Bildungssektor entwickelt und kann ohne Download auf der Seite der Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gespielt werden. Den Link findet ihr wie immer am Ende des Beitrags.
Anfang 2024 kündigte der Verlag OSTIA Spiele an gemeinsam mit Playing History ein kooperatives Kartenspiel zu veröffentlichen, das auf dem bisher online spielbaren Serious Game basiert. Geplant war Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie als Kartenspiel bis zur SPIEL24 in Essen zu veröffentlichen und über eine Crowdfunding-Kampagne der Spiele-Schmiede zu finanzieren. Die Pläne sind aufgegangen und die Crowdfunding-Spiele wurden im September 2024 ausgeliefert. So kann ich euch das Spiel noch vor der SPIEL24 in Essen vorstellen.
Spielmaterial
- 117 Briefe
- 4 Titelkarten
- 11 Meilensteine
- 4 goldene Zielbriefe
- 4 Anzeigekarten für Spannung
- 12 Karten „Persönliche Erlebnisse“
- 3 x je 5 Einladungen
- 51 Auflösungskarten
- 42 Einflussmarker
- 4 „Spannungsanzeiger“
- 4 „Spiel verloren“-Marker
Unboxing – was ist drin?
Spielaufbau
Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie spielt sich in vier Kapiteln. Um das erste Kapitel zu spielen werden alle zugehörigen Spielmaterialien bereitgelegt. Dazu gehören Briefe, Ereignisse und Meilensteine sowie der Zielbrief. Dazu die Auflösungskarten, Anzeigekarten für SPD und Monarchie und die Einflussmarker für SPD, Anhänger der Monarchie und Joker. Das restliche Material wird zur Seite gelegt.
Eine Person übernimmt die Rolle des Friedrich Ebert und erhält den Geschichtsstapel. Je nach Personenanzahl werden die Einflussmarker, die Auflösekarten und für die beteiligten Gruppen die Anzeigekarten und die Einladungen verteilt. Die Auflösekarten werden als Stapel abgelegt und nicht gemischt. Da das Material je nach Anzahl der Mitspielenden aufgeteilt wird, entsteht kein Gefühl der Materialflut bei einzelnen Personen.
Friedrich Ebert legt die Titelkarte vor sich ab und verteilt die Briefe je nach Umschlagfarbe an die SPD und die Anhänger der Monarchie weiter. So erscheint der erste Meilenstein „Erster Mai“, dieser liegt nun oben auf dem Geschichtsstapel. Der obenliegende Meilenstein ist immer der, der mithilfe der abgebildeten Einflussmarker erreicht werden muss.
Im ersten Kapitel spielen die SPD und die Anhänger der Monarchie eine Rolle. Für jede Gruppe wird eine Anzeigekarte für die Spannung ausgelegt. Entsprechend der Startbedingungen wird die Spannung der Gruppen auf den Anfangswert gesetzt. Die Anfangsbedingungen des jeweiligen Kapitel sind auf der Rückseite der Titelkarte zu finden.
Je nach Schwierigkeitsgrad werden „Spiel verloren“-Marker platziert. Mit Hilfe des Werts auf dem der „Spiel verloren“-Marker liegt kann die Schwierigkeit des Spiels angepasst werden. Mit dem Wert 10 ist am meisten Zeit die Demokratie weiter voran zu treiben.
Für die „Persönlichen Erlebnisse“ gibt es eine gesonderte Auslage. Diese werden aus den 12 Karten gezogen und auf den goldenen Zielbrief gelegt. Darunter werden weitere drei Karten mit der Seite „Unterstützung“ gelegt. Die Karten „Unterstützung“ dürfen erst verwendet werden, wenn die Aufgabe auf der darüber liegenden „Persönliche Erlebnisse“-Karte erfüllt ist. Zu Beginn dürfen die Karten „Persönlichen Erlebnisse“ außer Acht gelassen werden, dann gelingt der Einstieg leichter.
Spielablauf
Eine Runde besteht aus fünf Phasen. Zuerst erhöhen alle Gruppen die Spannung und ziehen einen Brief. Anschließend werden zwei Briefe geöffnet und vorgelesen und einen Brief ausgewertet und entsprechende Einflussmarker verteilt. Die Einflussmarker werden eingesetzt und die Erfüllung des Meilensteins wird geprüft.
In der nächsten Runde wird erneut die Spannung aller Gruppen erhöht und ein neuer Brief vom Nachzugstapel links an die Reihe angelegt. Bereits ausliegende Briefe rücken dabei nach rechts, wobei maximal fünf Briefe gleichzeitig ausgelegt werden dürfen. Kann kein weiterer Brief angelegt werden, wird die Spannung der betreffenden Gruppe um eine zusätzliche Stufe erhöht. Das ist nur logisch, denn Gruppen, deren Anliegen unbeachtet bleiben – deren Briefe nicht gelesen werden – reagieren mit wachsender Unzufriedenheit.
Briefe mit einem EILT-Vermerk auf dem Nachzugstapel müssen sofort geöffnet und ausgeführt werden. Sie behandeln besonders dringende Angelegenheiten, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern.
In der nächsten Phase werden zwei Briefe geöffnet (umgedreht). Welche das sind entscheidet die Person, die als Friedrich Ebert agiert. Beim Umdrehen wird die Position des Briefs nicht verändert. Geöffnete Briefe werden laut vorgelesen.
Von den geöffneten Briefen wird nun ein Brief ausgewertet. Ausgewertet werden darf nur ein Brief, der an der vordersten Position der Briefreihe liegt. Ein Brief wird ausgewertet indem er vorgelesen wird und die entsprechende Auflösungskarte mit der passenden Nummer aus dem Stapel herausgesucht wird. Die Auflösungskarte zeigt, welche Gruppen Einflussmarker erhalten. Sollten Joker verteilt werden, erhält diese immer Friedrich Ebert. Einladungen lösen keine Auflösungskarte aus, hier werden die Einflussmarker direkt verteilt.
Abgearbeitete Briefe kommen auf den Ablagestapel und anschließend werden die Einflussmarker eingesetzt. Diese werden immer direkt eingesetzt, sie können nicht aufgespart werden. Einflussmarker helfen euch Meilensteine zu erreichen, Spannungen zu reduzieren und Briefe aus der Reihe zurück auf den Nachzugstapel zu legen. Sind die „Persönlichen Erlebnisse“ im Spiel, dann können die Einflussmarker auch dort eingesetzt werden, um Unterstützungen und letztendlich den goldenen Zielbrief freizuschalten.
Zuletzt wird der aktuelle Meilenstein geprüft. Ist dieser erfüllt, wird die Karte umgedreht und vorgelesen. Meilenstein-Karten führen ebenfalls zur Verteilung von Einflussmarkern, die wie oben beschrieben, eingesetzt werden können.
Durch das Erreichen der Meilensteine werden zusätzliche Briefe freigeschaltet, die unter den Nachzugstapel der entsprechenden Gruppe gelegt werden. Sobald alle mit dem Meilenstein verbundenen Aufgaben abgehandelt sind, hat dieser seine Funktion erfüllt und wird zurück in die Schachtel gelegt.
Der Abschluss der fünften Phase markiert das Ende der Runde, und der Spielfluss beginnt wieder von vorne mit Phase eins. So setzt sich das Spiel in einem fortlaufenden Zyklus fort, bis der goldene Zielbrief freigeschaltet wird. Je nach dem, ob ihr mit oder ohne die „Persönlichen Erlebnisse“ spielt, müssen diese zuerst erfüllt werden.
Die „Persönlichen Erlebnisse“ sind eine Spielvariante, die die Erfüllung von zusätzlichen Zielen erfordert, um den goldenen Zielbrief freizuschalten. Zur Erreichung der Ziele steht Unterstützung zur Verfügung.
Spielziel
Das Ziel des Spiels ist es, alle Meilensteine zu erfüllen und den goldenen Zielbrief freizuschalten und auszuwerten. Anschließend startet das nächste Kapitel. Dieses wird analog zum vorherigen Kapitel aufgebaut. Lediglich die zu kontrollierenden Gruppen ändern sich. Hierzu gibt die Rückseite der Titelkarte Auskunft. Dort sind ebenfalls die Startbedingungen für das aktuelle Kapitel zu finden.
Wird mit den „Persönlichen Erlebnissen“ gespielt, müssen diese erfüllt werden, um den goldenen Zielbrief freizuschalten.
Die Runden starten wie beschrieben erneut mit dem Ziel die Meilensteine zu erreichen und den nächsten goldenen Zielbrief freizuschalten und auszuwerten. Dabei ist Vorsicht geboten: Steigen die Spannungen in einer der gesellschaftlichen Gruppen zu stark an, endet das Spiel sofort mit einer Niederlage. Die Balance zwischen dem Lösen der Meilensteine und dem Kontrollieren der gesellschaftlichen Spannungen ist entscheidend, um den Weg zur Demokratie erfolgreich zu meistern.
Fazit
Mein erstes Serious Game im Bereich analoges Spiel und es wurde Zeit. Ich bereue nicht Teil der Crowdfunding-Kampagne gewesen zu sein. Ein wenig bereue ich allerdings, dass ich nicht direkt das Upgrade-Kit mit großen Spielkarten, signierter Spielregel, Begleitmusik, Holzchips, Spielpläne und dem Holzgestell für die Auflösungskarten geordert haben, denn Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie gefällt mir außerordentlich gut. Die spielerische Einordnung der Ereignisse rund um die Weimarer Republik bleiben im Gedächtnis und sprechen mich persönlich deutlich mehr an als eine rein textliche Beschreibung.
Nach und nach steigen die Mitspielenden immer mehr in das immersive Spielgeschehen ein, denn die Entscheidungen, wie weiter gespielt wird, hängen vollkommen von der geschichtlichen Weiterentwicklung ab.
OSTIA Games betont, dass die geschichtlichen Abläufe und Ereignisse in Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie möglichst faktentreu behandelt werden. Auch wenn das Spiel keine vollständige historische Darstellung bietet, vermittelt es dennoch viel mehr, als ich ursprünglich erwartet hatte. Besonders bei bekannten Namen politischer Größen wurde ich aufmerksamer und tauchte tiefer in die Geschichte ein.
Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie ist kein einfaches Spiel, das man sofort durchschaut. Es erfordert mehrere Anläufe, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, besonders bei der Abwägung zwischen den eigenen Zielen und den Interessen der verschiedenen Gruppen. Trotz der tiefen geschichtlichen Thematik hatte ich nie das Gefühl, dass das Spiel belehrend wirkt oder Geschichtswissen aufdrängt. Das Lernen geschieht vielmehr spielerisch, inmitten der Spannung, was es ideal für den Einsatz im Bildungskontext macht.
Besondere Vorsicht ist geboten, damit ich die Einflussmarker nicht versehentlich umdrehe, da diese doppelseitig bedruckt sind.
Ich hatte noch keine Möglichkeit das Spiel mit Heranwachsenden zu entdecken und werde das auf jeden Fall nachholen.
Zu Beginn wurden die „Persönlichen Erlebnisse“ beiseite gelegt, um sich zunächst auf das Verständnis der Spielmechanik zu konzentrieren. Ab der zweiten Runde integrierten wir jedoch die „Persönlichen Erlebnisse“, um die Demokratie zu stärken, und meines Erachtens besitzen diese einen erheblichen Spielwert. Sie fügen dem Spiel nicht nur Tiefe und Immersion hinzu, sondern steigern auch die Spannung und machen die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, relevanter.
Solltet ihr in Essen auf der SPIEL24 sein, dann schaut bei OSTIA Spiele (Halle 3 3J210) vorbei.
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Das Spiel Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie ist selbstgekauft und über das Crowdfunding der Spieleschmiede unterstützt.
Links
Hier gehts zum Verlag OSTIA Spiele: https://www.ostia-spiele.de/
Die Entwicklung fand gemeinsam mit Playing History statt: https://playinghistory.de/
Crowdfundingseite der Spieleschmiede: hier
Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte: https://ebert-gedenkstaette.de/
Hier geht’s zur digitalen Version: https://ebert-gedenkstaette.de/das-spiel/
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